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Er muss laufen wie ein Pokerspieler

Gespräch mit Martin Prinz

Martin Prinz, als Sie „Der Räuber“ schrieben, haben Sie damals schon an Kino gedacht?

Eigentlich nicht. Wenn, dann unbewusst, das allerdings stark. Der einzige konkrete Film stand mir beim Schreiben der Mordszene vor Augen, bei dem Schuss aus der Pumpgun. Da war für mich natürlich „Pulp Fiction“ sehr präsent, der war uns damals ja noch viel näher. Ich erinnere mich ganz stark an diese Szene im Auto, wo der ganze Rückraum voller Blut ist – das war beim Schreiben fast so etwas wie ein Kochrezept. Mir fällt dazu nur das Wort „Strohigkeit“ ein – das genau, aber doch ausgefranst einfach so hinzustellen. Wenn man nur ein Wort mehr darüber verlieren würde, würde man das schon kommentieren.

Die Beziehungsgeschichte mit Erika wurde im Film deutlich ausgebaut. Warum?

Ich habe mir immer vorgestellt: Wenn man das Buch liest, dann sitzt man mit dieser Wirklichkeit in seiner eigenen Wirklichkeit – zu Hause, im Zug oder im Bus. Die Landschaft, in die man diesem Räuber folgt, ist immer die Landschaft des eigenen Lebens. Im Kino ist es die Leinwand, die es notwendig macht, dass da mehr stattfindet als nur Kopfbild. Da reicht dieser einsame Räuber nicht, da braucht es um ihr herum mehr Wirklichkeit. Im Kino braucht es auch das Leben, von dem aus der Räuber agiert. Das ist die Erika. Die Beziehung zu Erika ist ein Ausschnitt von Wirklichkeit seines Lebens, der die anderen Wirklichkeiten, das Rauben, das Laufen und die Flucht viel plastischer werden läßt.

Sie sind selbst Läufer, vor allem Skilangläufer. Wie haben Sie mit Andreas Lust gearbeitet?

Die Schwierigkeit, einen Langstreckenläufer in einem Film zu zeigen, ist, dass seine Bewegung die eines klassischen Understatements ist. Seine Bewegungen müssen so ökonomisch sein, dass sie alles das nicht enthalten, was ein Zuschauer vielleicht mit dem Hochleistungssport verbindet. Den Langstreckenläufer kann man nicht spielen. Man muss vom Spielen runterkommen. Bei den brenzligsten Szenen, die wir quasi live beim Wien-Marathon gedreht haben, wo wir nie einen zweiten Take hatten, war die Gefahr, dass er in der Stresssituation doch wieder zu spielen anfangt, obwohl er die Bewegungen wirklich konnte. Ich habe Andi gesagt: Du musst laufen wie ein Pokerspieler, du darfst nicht herzeigen, wie anstrengend das ist. Das hat funktioniert, aber um das zu können, hat er einfach trainieren müssen. Er hat ein ganzes Jahr lang sehr diszipliniert gelebt. Ich hoffe, dass das auch bemerkt wird, was das für eine Leistung ist: denn sie ist natürlich auch eine versteckte. Bei Robert De Niro in „Raging Bull“ sieht man das Training ganz offensichtlich, der Langstreckenläufer aber schleicht über den Boden. Ich glaube, das ist eine Leistung, die Andi beeindruckend gut geglückt ist.

 

 

 

 

 

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